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Herausforderung Migration auf SAP EWM

Optimierung und Ablösung von Bestandsanlagen

Teil 5 der Blogreihe "Ihre Roadmap zum erfolgreichen SAP EWM Projekt"

Die Anforderungen an die Logistik haben sich verändert? Lagerprozesse sollen automatisiert werden oder technische Anlagen, wie zum Beispiel Robotertechnik, angebunden werden? Momentan ist SAP WM im Einsatz, dessen Support von der SAP AG voraussichtlich 2027 eingestellt wird?

Es gibt viele Gründe eine laufende Bestandsanlage zu optimieren oder auf ein anderes System zu migrieren. 

Das SAP Extended Warehouse Management (EWM) ist die strategische Lagerverwaltungssoftware der SAP und bietet im Vergleich zum klassischen Warehouse Management (WM) erweiterte Funktionalitäten, mit denen auch komplexe Logistikprozesse abgebildet werden können. SAP EWM versetzt Anwender in die Lage, jederzeit flexibel operieren zu können und unterstützt vielfältigste Aktionen.

Gleichwohl ist der Umstieg auf SAP EWM mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. In diesem Artikel berichten wir auf Grundlage unserer langjährigen Erfahrungen wie ein erfolgreicher Wechsel auch bei komplexen Migrationsprojekten gelingt. 

Bestandsanlagen – Optimierungspotenziale erkennen und nutzen

Manchmal ist die Ablösung eines kompletten Systems nicht die beste Lösung für den Kunden. Durch detaillierte Analysen des Ist-Zustandes und geeignete Tools, kann eine laufende Anlage auch optimiert werden und ihr volles Potenzial entfalten.

 

In einem Beispiel aus unserer Praxis hatte der Kunde bereits ein bestehendes durch SAP EWM gesteuertes Automatiklager in Betrieb. Auf Grund häufiger Störungen und Performanceprobleme wünschte sich der Kunde eine Optimierung seines aus jeweils einem Tablar- und einem Palettenlager bestehenden Automatiklagers. 

Zur Fehlererkennung und Aufdeckung von Optimierungspotenzialen sowie zum Testen daraus resultierender Neuentwicklungen setzen wir unsere IT-Forum eigene Emulationssoftware TeleSim ein.

Durch den Emulator konnten sonst nur auf der Echtanlage auftretende Fehler auch auf dem Testsystem reproduziert werden. Die Fehleranalyse wurde damit auf das Testsystem ausgelagert, so dass die Produktivanlage nicht beeinträchtigt war. Die Fehlerbehebung und Anlagenoptimierung konnten ausführlich und sehr einfach getestet und anschließend mit minimal invasivem Aufwand auf die Produktivanlage übertragen werden. Eigenheiten der Anlage konnten im Detail nachgebildet und so weitere Optimierungspotentiale offengelegt werden. Massentests und Fehlersimulation ermöglichten eine weit bessere Qualität der Updates, als dies ohne Emulation möglich gewesen wäre.

Der Einsatz der Emulationssoftware führte zu erheblich kürzeren Testphasen und –zyklen. Ebenso konnte die Inbetriebnahmezeit verkürzt werden und damit ebenso die Ausfallzeit der Produktivanlage verringert werden. Die Qualitätsabnahme durch den Kunden konnte bereits vor der Inbetriebnahme am Testsystem erfolgen. 

So lässt sich eine Optimierung einer Anlage auch bei laufendem Betrieb störungsarm durchführen.

Migration auf SAP EWM – So gelingt der Wechsel

Manchmal bietet sich auch ein kompletter Wechsel des Lagerverwaltungssystems an, zum Beispiel, wenn SAP WM im Einsatz ist, dessen Support von der SAP AG voraussichtlich 2027 eingestellt wird. Je nach Aufbau der Bestandsanlage und Anforderungen an das neue System, gestaltet sich die Migration mehr oder weniger umfangreich. Mit ausreichender Erfahrung und den richtigen Tools und Services, lassen sich aber komplizierte Migrationen erfolgreich bewältigen.

Erfolgreiche Migration auch ohne Schnittstellendokumentation

Wie bereits erwähnt, können natürlich auch bestehende Lager auf SAP EWM migriert und mit einer an die existierende speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) angepassten Schnittstelle gesteuert und verwaltet werden. Dabei müssen die alten Systeme analysiert und in das neue System integriert werden. Dies kann mit viel Aufwand verbunden sein, da die alten Schnittstellen bereits seit Jahren im Einsatz sind. Teilweise sogar so lange, dass die Firmen, welche die Schnittstellen realisiert haben, nicht mehr existieren oder nicht mehr für diese zuständig sind. 

Um die Schnittstellen bereits bestehender Systeme zu analysieren, arbeitet IT-Forum mit eigenen Netzwerkanalysetools. Dadurch lässt sich die bisherige Kommunikation entschlüsseln, auch wenn keine Dokumentation mehr von dieser vorliegt. 

In einem Kundenprojekt sollte das vorhandene Lagerverwaltungssystem (LVS) inklusive des Materialflussrechners (MFR) abgelöst werden. Die Schnittstelle der Fördertechnik stellte dabei kein Problem dar. Sie war dem EWM-Standard nah aufgebaut und der SPS-Programmierer war vor Ort direkt ansprechbar. Größere Probleme gab es bei der Schnittstelle der Regalbediengeräte (RBG). Es gab weder Informationen zu den Geräten noch eine Schnittstellenbeschreibung. Sie war komplett unbekannt. Die einzige Möglichkeit herauszufinden, wie diese aufgebaut war, bestand darin, direkt den Netzwerkverkehr zu beobachten. Der Datenaustausch der Geräte wurde über einen längeren Zeitraum im Netzwerk durch ein Sniffing-Tool aufgezeichnet und analysiert. Es stellte sich heraus, dass die RBGs, wie bei anderen Herstellern auch, mit Telegrammen kommunizierten. Allerdings waren es nicht ASCII-codierte Telegramme, welche SAP EWM für die Kommunikation benötigt, sondern waren diese binär codiert. 

IT-Forum Tools und Services zur Analyse und Nachbildung fehlender Schnittstellen

Ein so genanntes Sniffing-Tool ist eine Software, die den Datenverkehr eines Systems analysieren und darstellen kann. Diese wird dazu an einem kabellosen beziehungsweise kabelgebundenen Netzwerk zwischen geschaltet. Dort erfasst sie den Datenverkehr und speichert diesen als Kopie in einem separaten Verzeichnis. IT-Forum hat dazu TeleMining und TelePort entwickelt. Dabei wird die Kommunikation der Schnittstelle mitgeschnitten. Danach erfolgt eine Auswertung der aufgezeichneten Informationen mit der Suche nach auffälligem, wiederkehrendem Inhalt. Ein sogenannter Dissector bringt dann Struktur in den Telegrammstring.

Unser konfigurierbares Binärwandler-Tool TelePort konnte zwischen der Plant Connectivity und der SPS-Schnittstelle eingesetzt werden und ähnlich eines Simultandolmetschers zwischen Binär und ASCII übersetzen. Durch die Auswertung des Datenverkehrs in Verbindung mit anderen Informationen wie zum Beispiel Screenshots aus dem alten LVS, konnten wir die für die Anbindung an EWM essenziellen Teile der Schnittstelle dekodieren.

So konnte auch eine Bestandsanlage mit fehlender Schnittstellendokumentation erfolgreich auf SAP EWM migriert werden.

Das Expertennetzwerk EWMinds

Gemeinsam mit unseren Partnern der Flexus AGPriotic GmbH und der Opal Associates Holding AG bieten wir im Expertennetzwerk EWMinds die komplette Abwicklung von Logistikprozessen mit SAP EWM an. Als Business Suite Anbieter beraten wir unsere Kunden ganzheitlich bei der Migration oder Neuimplementierung von SAP EWM mit eigenen SAP Add-Ons, Tools und Hardware.