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Inbetriebnahme zu Pandemie-Zeiten – Möglichkeiten der Remote-Durchführung

Blogreihe: Logistik-Automatisierung und SAP EWM im Pandemie Umfeld, Teil 5

Die vollständige Integration einer Software der Steuerung des Materialflusses, wie SAP EWM, ist nur auf der Echtanlage möglich. Nur so lassen sich die verschiedensten Hardwaresysteme innerhalb der Fördertechnikanlage aus dem Prozess heraus testen. Doch wie kann ein Projekt erfolgreich abgeschlossen werden, wenn die wesentlichen beteiligten Personen nicht vor Ort sein können, wie zum Beispiel im jetzigen Lockdown auf Grund der Coronapandemie? 

Die Inbetriebnahme einer automatischen Fördertechnik stellt für viele Gewerke auch bereits unter normalen Umständen eine Herausforderung dar. Während der Inbetriebnahmephase arbeiten unterschiedlichste Personen vor Ort zusammen, um die einzelnen Gewerke für den Gesamtprozess zu integrieren. Das häufig rotierende Inbetriebnahmeteam sowie unterschiedliche Versionen von Schnittstellendokumenten macht schon eine konventionelle Inbetriebnahme häufig zu einer Herausforderung. Fällt dann durch das Eintreten der nicht vorhersehbaren globalen Pandemie die Möglichkeit der direkten Kommunikation auf der Baustelle weg, muss kurzfristig umgedacht werden. Aus unterschiedlichen Projekten 


haben wir während der Corona-Zeit Best Practices ableiten können, die auch für zukünftige Projekte wertvolle Erkenntnisse liefern können.

Möglichkeiten der Remote-Durchführung – Best Practices

Eine reibungslose Kommunikation zwischen den verschiedenen Parteien ist immer wichtig, stellt sich aber bei einer Remote-Durchführung als besonders entscheidend heraus. Wie also kann man geeignete Kommunikationswege sicherstellen und eine Logistikanlage erfolgreich in Betrieb nehmen?

 

Sehr hilfreich ist es, wenn alle Beteiligten auch unternehmensübergreifend dieselbe Kommunikations-software verwenden. Dabei muss die Telefon- und Videoübertragung in Echtzeit gewährleistet sein. Bestenfalls werden hier ebenfalls Teams mit entsprechender Zuständigkeit gebildet.

 

Des Weiteren bietet es Vorteile, den eigenen Bildschirm mit anderen Nutzern teilen zu können. Somit können auftretende Unklarheiten oder gegebenenfalls sogar Fehler vermieden werden. 

 


Es ist zudem wichtig, ausreichend Anmeldemöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.  Die Software sollte sowohl auf verschiedenen Geräten funktionieren als auch einzelnen Teilnehmern das Einloggen mit mehreren Geräten gleichzeitig erlauben.

Das wiederum ermöglicht den Personen an der Anlage, sich zum Beispiel mit ihrem Mobiltelefon zur Kommunikation anzumelden und den Computer als Alternative zu einer Kamera an der Anlage aufzustellen. Somit können bestimmte Bereiche der Fördertechnik per Live-Bild übertragen werden, ohne dass sich eine Person permanent an dieser Stelle aufhalten muss. 

Einsatz von moderner Technik für die Remote-Übertragung

Das feste Installieren von Webcams an entscheidenden Punkten der Anlage hat sich für die dauerhafte Echtzeitübertragung als noch zweckmäßiger erwiesener, da auf die Bilder dieser jederzeit unabhängig von vor Ort physisch anwesenden Personen zugegriffen werden kann.

Tragen Personen vor Ort Brillen mit integrierten Kameras, sogenannte Smart Glasses, ermöglicht das den Personen, die nicht vor Ort sind, ein komplett neues Erlebnis. Die Ist-Situation wird permanent an die Remote-Teilnehmer übertragen. Somit entfällt das laufende Dokumentieren über die Stimme und auch Fehler können früher erkannt werden, da sie für andere Anwender direkt ersichtlich sind. Auch können so unter Anleitung der remote unterstützenden Experten Aufgaben an der Anlage von Personen mit weniger umfangreichem Fachwissen durchgeführt werden.

Die folgenden Hilfsmittel haben sich im Rahmen unserer Remote-Inbetriebnahmen als hilfreich erwiesen:

 

•             Einheitliche Kommunikationssoftware

•             Mobiltelefon mit ausreichender Netzwerkqualität / Bandbreite zur Videoübertragung

•             N/C Kopfhörer, gegebenenfalls kabellos

•             Brille mit integrierter Kamera (sogenannte Smart Glasses)

•             Vor-Ort-Unterstützung mit ausreichenden Kenntnissen im SAP-System und des Lagerlayouts

•             Vor-Ort-Unterstützung für eine mechanische oder elektrische Fehleranalyse / Behebung

 

•             Professionelle Remote-Unterstützung für alle angebundenen Geräte 

Wichtig ist auch, dass ausreichend Testdaten zur Verfügung stehen. Diese sollten immer systemisch und physisch übereinstimmen. Hierfür ist ein leitender Mitarbeiter direkt an der Anlage unabdingbar. Die Unterstützung per Fernwartung ist dabei zusätzlich von Vorteil. Auf diese Weise kann jemand mit geschultem Blick und besserem elektronischen Equipment zu Hause alles überwachen und die Testdaten nach Belieben kreieren. Eine ruhigere Umgebung außerhalb des eigentlichen Lagers ist dabei für die Lösung komplexerer (Programmier-) Aufgaben zusätzlich oft von Vorteil.

 

Alle relevanten Teammitglieder sollten auf die Visualisierung der jeweiligen Anlage Zugriff haben, 

 


um einen Überblick über den Aufbau der Gesamtanlage zu bekommen. Somit kann man, zumindest während der Inbetriebnahme, auf den Lagerleitstand verzichten. Jede Person arbeitet Hand in Hand und versucht auftretende Fehler direkt zu beheben.   

Es wird deutlich, dass eine fortlaufende, reibungslose Kommunikation essenziell ist, um Projekte in der momentanen außergewöhnlichen Situation erfolgreich abzuschließen. Scheitert es daran, dann können die Folgen gravierend sein.

Die Chancen der Digitalisierung – was nehmen wir mit, auch nach Corona?

Die Remote-Inbetriebnahme birgt eine Menge an neuen Herausforderungen aber auch Chancen. In der Zeit der Digitalisierung ist fast alles möglich.

 

Wichtig ist das Zusammenkommen von Spezialisten aus verschiedenen Bereichen. Die auftretenden Probleme und Hindernisse müssen von den zuständigen Personen unmittelbar behoben werden.

Eine Analyse kann und sollte in gemeinschaftlicher Runde erfolgen, damit alle Beteiligte auf dem gleichen Wissenstand sind und keine wertvolle Zeit durch Missverständnisse und zusätzliche Abstimmungsrunden verloren geht. Zu beachten ist auch, dass die notwendigen oder zumindest hilfreichen Tools zur Verfügung stehen. Die Planung zur Realisierung einer Remote-Inbetriebnahme sollte frühzeitig erfolgen. Ansonsten kann das Projekt an einem nicht einkalkulierten Zeitverlust scheitern.

Was wir während dieser für uns alle ungewöhnlichen und im Vorfeld nicht planbaren Corona-Zeit gelernt haben, kann uns nun auch Chancen für die Post-Pandemie-Zeit aufzeigen.

Weniger Personen vor Ort bedeuten auch geringere Reisekosten. Auch die Zeit, die vorher für das Reisen eingeplant werden musste, kann nun direkt für die Arbeit am Projekt verwendet werden. Die digitalen Möglichkeiten, wenn denn die technischen Voraussetzungen geplant und entsprechend umgesetzt sind, ermöglichen oft ein schnelleres Reagieren und Eingreifen in Abläufe vor Ort. 

 

Natürlich hat es unbestreitbare Vorteile, besonders beim Testen und bei der Inbetriebnahme, Experten vor Ort an der Anlage zu haben und ganz ohne Menschen vor Ort kann und soll es natürlich auch (noch) nicht gehen.

Trotzdem hat uns die jetzige Situation gezeigt was bereits alles möglich ist und was in der Zeit nach der globalen Pandemie weiterhin für uns und Ihre Projekte von Nutzen sein kann.

Ihre Logistik. Unsere Priorität

Dieser Artikel ist Teil unserer gemeinsamen Blogreihe "Logistikautomatisierung im Pandemie-Umfeld"  mit unserem Partner der Priotic GmbH, die für effiziente und zukunftsorientierte Logistik steht.

 

Weitere Artikel der Blogreihe:

Teil 1: Blueprint – der Anfang aller Prozesse

Teil 2: Vorteile einer Logistik-Automatisierung im Pandemie-Umfeld

Teil 3: Anlagenplanung - Dos & Don'ts

Teil 4: Zentrale Steuerung über SAP EWM - Die Vor- und Nachteile